Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder schreiben kann. Damit meine ich einfach Schreiben an sich, nicht, was einen guten Roman ausmacht.
Jeder kann mit Übung schreiben lernen. Wie auch andere Handwerkskünste, lässt sich da Schreiben erlernen. Ich schreibe schon, seit ich denken kann. Da meine Eltern mir nicht beibringen wollten, wie man schreibt und liest, abgesehen vom eigenen Namen oder den Verniedlichungsformen Mama und Papa, musste ich warten, bis ich auf die Schule kam. An der Schule lernen wir natürlich erst einmal nur, wie man unsere Sprache in Worte verwandelt. Satzbildungen kamen erst mit der Zeit und der Morphologie oder der komplexen Art von Syntaxbildung wird sich nur in ganz seltenen Fällen in der Schule gewidmet.
Ich sage (beziehungsweise, ich schrieb...), dass ich seit jeher schreibe und ich es in der Schule gelernt habe. Das ist nur bis zu einem gewissen Punkt richtig. Richtiges Schreiben lernte ich erst in meinem Studium. Auch hier meine ich noch nicht die Kunst des Romans oder Geschichtenschreibens, sondern tatsächlich einfach nur die Kunst, Sprache in geschriebene Worte zu übersetzen. Denn wir schreiben natürlich nicht so wie wir sprechen, auch wenn uns das in der Schule leider allzu häufig beigebracht wird.
Ich habe vor meinem jetzigen Studium Archäologie (um es sehr knapp als einen Begriff zusammenzufassen) und Geowissenschaften studiert. Auch wenn ich hier kein abgeschlossenes Studium habe, heißt es nicht, dass ich mich nicht noch immer für diese Fächer begeistern kann und kein Interesse daran habe. Ganz im Gegenteil, nachdem ich mit dem Studium aufgehört habe, fand ich es gleich wieder viel interessanter ;).
Vielleicht ist das auch der Grund, wieso ich so Probleme habe mit dem Schreiben. Denn ich habe Germanistik im Bachelor fertig studiert und bin gerade am Ende meines Master Linguistik Studiums.
Vielleicht ist das auch der Grund, wieso ich so Probleme habe mit dem Schreiben. Denn ich habe Germanistik im Bachelor fertig studiert und bin gerade am Ende meines Master Linguistik Studiums.
Relativ früh im Germanistik-Studium lernte ich, dass ich mich für Literatur auf Universitäts-Niveau nicht begeistern konnte. Mediävistik, die Lehre vom Mittelhochdeutschen (nein, das stimmt nicht ganz, Mediväsitik behandelt natürlich noch viel mehr!), fand ich dann schon wieder interessanter. Zumindest auf der Ebene der Sprache und der Sprachentwicklung. Angetan hatte es mir dann allerdings die Linguistik. Bis ich einen Kurs in Logik besucht habe, war ich sehr enttäuscht vom Germanistik-Studium. Da liebt man zu lesen und zu schreiben, findet die neuen deutschen Literaturen jedoch einschläfernd... Nein, das ist keine gute Grundlage für ein Germanistik Studium. Weit gefehlt! Es gab mehr und genau das fand ich heraus. Ich bemerkte, dass ich Linguistik liebte. Und wenn ich von Linguistik rede meine ich natürlich nicht nur die Kasuslehre, wie und ziemlich häufig der Deutsch Unterricht in der Schule lehrt.
In der Linguistik lernte ich zu schreiben. Richtig zu schreiben. Ich lernte, dass Ausdrücke viel mehr bedeuteten, als ein Laie annimmt. Meine ersten Hausarbeiten waren eine Katastrophe, doch sie entwickelten sich recht schnell und wurden besser. Mir wurde gezeigt, was ich besser machen konnte, worauf ich zu achten hatte und durch mein Studium wurde ich sprachbewusster. Sicher, es gab auch Dozenten, die nicht mit meinen Arbeiten zufrieden waren, aber ich bekam auch ab und zu ein Lob.
Schreiben muss man üben und um gut zu schreiben, muss man sich natürlich mit der Materie auskennen. Früher dachte ich, zum Schreiben brauche ich nur Fantasie. Heute weiß ich, Fantasie ist wichtig um eine gute Geschichte zu schreiben, aber so wie der Maler auch Kenntnisse über Farbe und sein Handwerkszeug benötigt, der Musiker Ahnung von Harmonien und lernen muss mit einem Instrument umzugehen, so muss auch der Autor Kenntnisse vorweisen können um ein Kunstwerk zu erschaffen.
Wenn ich heute meine alten Texte anschaue, dann kann ich mir nur vor die Stirn schlagen. Ziemlich heftig gegen die Stirn schlagen. Ich habe Ausdrücke verwendet, bei denen sich mir die Zehennägel nach oben rollen. Aber ich wurde besser und werde hoffentlich noch viel lernen, denn man kann nie auslernen.
Zum guten Geschichten schreiben gehört, meiner Meinung nach, viel mehr als nur die Kunst mit Worten umzugehen. Das aber in einem anderen Post.